Verleihung der Bürgermedaille

Aichhalder Nachrichten

Gemeinde Aichhalden würdigt die Verdienste von Schwester Marione Ginter sowie Franz King

Seit sechs Jahren verleiht die Gemeinde Aichhalden an Bürgerinnen und Bürger, die sich in besonderer Art und Weise um die Gemeinde verdient gemacht haben, die Bürgermedaille. Die Trägerinnen und Träger werden jährlich vom Ehrenausschuss, bestehend aus Mitgliedern des Gemeinderates, aus Vorschlägen der Bevölkerung ausgewählt. Bisher konnten so bereits zwölf Medaillen für ein vielfältiges, langjähriges und ehrenamtliches Engagement verbunden mit einem hohen Maß an Bürgersinn und aktiver Bürgerhilfe verliehen werden. 


Die Verleihung findet traditionell im Rahmen einer Gemeinderatssitzung statt, um auf diese Weise den Stellenwert des Ehrenamts augenfällig zum Ausdruck zu bringen. 


Da die Ehrung im vergangenen Jahr nicht stattfinden konnte, wurden in diesem Jahr bei der vergangenen Sitzung des Gemeinderates am 10. Dezember 2024 zwei verdiente Personen geehrt. Somit konnte an Schwester Marione Ginter sowie Franz King die Bürgermedaille der Gemeinde Aichhalden mit einer Urkunde verliehen werden.


Bereits im Jahr 2023 hat der Ehrenausschuss beschlossen, an Schwester Marione Ginter die Bürgermedaille zu verleihen. Trotz der Tatsache, dass Frau Ginter schon viele Jahrzehnte ihren Lebensmittelpunkt in Brasilien hat, wurde diese Ehrung bewusst gewählt. Denn der Ehrenausschuss wollte hiermit zum Ausdruck bringen, dass auch soziales Engagement außerhalb des Gemeindegebietes, getragen durch einen sehr großen Unterstützerkreis in der Gemeinde, den Zielen der Bürgermedaille entspricht.


Schwester Marione Ginter wurde am 16.03.1938 als Gertrud Ginter als jüngstes von neun Kindern der Eheleute Konrad und Maria Luise Ginter geboren.


Sie besuchte während der Nachkriegszeit die Volksschule in Aichhalden und anschließend mit 17 Jahren die Nähschule in Schramberg. Ursprünglich wollte sie den Beruf der Krankenpflege erlernen, bekam aber zunächst keinen Platz. Dies änderte sich aber dann mit der Eröffnung einer Krankenpflegeschule durch die Schönstätter Marienschwestern am Rottweiler Krankenhaus, wohin sie dann auch wechselte.


In den drei Jahren, in denen Ginter im Rottweiler Krankenhaus gelernt und auch gearbeitet hat, kam sie in Kontakt mit jungen Frauen, die sich auf die Arbeit als Missionsschwester vorbereitet hatten. So reifte auch schnell in ihr der Gedanke, Missionsschwester zu werden. Somit hatte sie nicht nur die Krankenpflege gelernt, sondern auch die religiöse Familie gefunden, zu der Ginter nun als Missionsschwester seit über 60 Jahren dazu gehört.


Bereits im Jahr 1962 wurde sie mit jungen 24 Jahren als Missionsschwester nach Brasilien entsandt. Damals ging die Reise noch per Schiff über den Atlantik und die damaligen Ordensregeln sahen erstmal keine Rückkehr in die Heimat vor. Man kann sich daher nur zu gut vorstellen, was in dieser jungen Frau wohl vorging, die ihre Heimat verlassen und die neue Heimat noch gar nicht gefunden hatte.


Insgesamt 19 Jahre hat sie dann zunächst in den beiden von der Schönstattgemeinschaft betreuten Krankenhäusern gearbeitet. Von Anfang an hat sie aber vor allem auch die tiefe und teilweise unbeschreibliche Armut und das Elend der Menschen in Brasilien bewegt. 


Schwester Marione erhielt daher seit den 70er Jahren von ihrer Familie und auch aus der breiten Bevölkerung Aichhaldens für die vielen Bedürftigen finanzielle und materielle Unterstützung.


Ihr größter Verdienst ist aber sicherlich der Bau und der Betrieb der Kindertagesstätte in Atibaia. Seit den 90er Jahren hat sie dieses Projekt, ihr Herzensprojekt, vorangetrieben. Und seit über 27 Jahren werden dort nun täglich über 200 Kinder aus den umliegenden Favelas (Armenviertel) pädagogisch betreut, medizinisch versorgt und auch mit einer warmen Mahlzeit umsorgt. Die Kinder rufen Schwester Marione inzwischen auch liebevoll „Oma“, da sie für die armen und sehr dankbaren Kinder eine sehr nahe und wichtige Bezugsperson geworden ist.


Da die Finanzierung des großartigen Projektes anfangs auf mehr als wackeligen Beinen stand, stieß dieses erstmal auf eine gewisse Skepsis. Durch das Kindermissionswerk „Sternsinger“ konnte jedoch der Durchbruch geschaffen werden. Denn hier traf man die Vereinbarung, dass eingehende Spenden der Sternsinger für das Projekt jeweils verdoppelt werden. So schaffte man eine enge Verbundenheit mit der Bevölkerung. Viele tausend Pakete, vor allem mit Kleidung für die Armen und viele Tausend D-Mark und Euros fanden seither den Weg nach Brasilien.


Der jährliche Weihnachtsbrief und auch die Heimaturlaube, die mittlerweile auch möglich waren, trugen dazu bei, dass die Verbindung trotz der großen Entfernung niemals abgerissen und bis heute lebendig ist.


Durch diese großartige und aufopferungsvolle Arbeit über viele Jahrzehnte hinweg ist Schwester Marione Ginter der verlängerte Arm der Aichhalder Bürgerschaft im Hinblick auf soziales Engagement und sicher für alle ein sehr großes Vorbild. Die Verleihung der Bürgermedaille würdigt somit ihr Lebenswerk und Wirken als Missionsschwester.

Für das Jahr 2024 hat der Ehrenausschuss des Gemeinderates beschlossen, die Bürgermedaille an Herrn Franz King zu verleihen.

Franz King ist wie bereits viele unserer Bürgermedaillenträger sehr stark und vor allem vielseitig ehrenamtlich engagiert.

Durch seine große Leidenschaft für das Turnen ist King unweigerlich mit dem Turn- und Sportverein Aichhalden verbunden. Neben dem einfachen Mitglied als Turner, Jugendtrainer, Trainer Oberturnwart, war er zudem von 1986 bis 1990 auch erster Vorsitzender des Turn- und Sportvereins Aichhalden. Die Liebe am Sport und an der Ausdauer hat ihn immer wieder motiviert, auch beim Verein neues auszuprobieren und hat somit während seiner Zeit als Vorsitzender den Verein maßgebend geprägt und sicher seine Handschrift gesetzt.

Heute gibt es den sogenannten „Megatrail“, bei dem über 300 Personen gemeinsam eine Strecke wandern. Auch früher gab es bereits solche Wandertage. Vermutlich können sich aber nur die älteren Mitbürgerinnen und Mitbürger an diese „Volkswandertage“ erinnern, an denen man gemeinsam wanderte und es am Ende als Erinnerung noch eine Medaille gab. King hat genau solche Veranstaltungen insgesamt neunmal für den TSV organisiert. Man kann hier nur erahnen, was dies für eine Arbeit ohne die heutigen technischen Voraussetzungen war.

Aber auch für die Kommunalpolitik interessiert sich King sehr. Von 1989 bis 1999 gehörte er dem Gemeinderat von Aichhalden an. Während dieser Zeit war er auch viele Jahre Bürgermeisterstellvertreter von den Bürgermeistern a.D. Reinhold Kühner und Ekhard Sekinger. 

Franz King war die Entwicklung der beiden Ortsteile immer sehr wichtig. Auch lag ihm das Ortsbild stets am Herzen. Über viele Jahre hat er das Blumenbeet beim ehemaligen Café Haas liebevoll gepflegt und gehegt. Darüber hinaus wurden von ihm die benötigten Pflanzen selbstverständlich und ohne große Worte auf eigene Kosten für das Gemeinwohl beschafft. Aber auch die große Eiche an der Waldmössinger Straße wurde mehr als einmal von ihm in repräsentative Form gebracht.

Die Narrenzunft Aichhalden kann ebenfalls auf Franz King zählen. So dekoriert er gemeinsam mit seiner Frau Gisela an jedem Fasnetssonntag mit sehr viel Herzblut und Liebe zum Detail die Aichhalder Kirche für die Fasnetskirche sehr närrisch mit den kleinen Narrenfiguren.

Uneigennützig, sich für die Gemeinschaft zu engagieren – auch das kann man von Franz King und seiner Frau lernen. Seit einiger Zeit verkaufen die beiden zu Gunsten eines noch zu erstellenden Narrenbrunnens „Bändel“, welche man an ein Hasendrahtgeflecht binden kann. Beim diesjährigen Dorffest und auch bei der Gewerbeschau hatten die Eheleute King durch ihre charmante Art einen sehr guten Erfolg, sodass der Spendentopf für den Narrenbrunnen stetig wächst. 

Sehr vielseitig unterwegs im Ehrenamt, genau das verkörpert Franz King und erhält somit zu Recht die Bürgermedaille. Zu einem Teil gehört diese aber sicher auch seiner Frau Gisela, die gemeinsam mit Franz King das ehrenamtliche Engagement lebt und kontinuierlich unter Beweis stellt. 

Verbunden mit dem Dank und großem Respekt der Gemeinde für alles Mitwirken und außerordentlichem Engagement überreichte Bürgermeister Michael Lehrer die Bürgermedaillen zusammen mit einer Urkunde und einem Geschenk.